Michael Baumer: «Die Stadtentwicklung hat viele Parallelen zur Informatik»

Der Zürcher Stadtrat Michael Baumer studierte von 1994 bis 1999 Informatik an der ETH Zürich und war unter anderem Präsident des Vereins der Informatikstudierenden (VIS). Die Fähigkeiten und Erfahrungen aus dem Studium kann er heute in der Politik anwenden.

Michael Baumer in einem Sitzungszimmer
Michael Baumer wollte Informatik studieren, um Spiele zu entwickeln. Stattdessen entdeckte er seine Leidenschaft für die Stadtentwicklung.

Herr Baumer, warum haben Sie sich damals für ein Informatikstudium entschieden?
Ich wollte schon immer wissen, wie die Dinge funktionieren. So habe ich zuhause alle Geräte auseinandergenommen, nicht immer zur Freude der Umgebung! Ausserdem hat mich das Programmieren fasziniert. Am Anfang des Studiums wollte ich vor allem Spiele entwickeln.

Wo haben Sie nach dem Studium gearbeitet?
Ich war fünf Jahre lang Assistent am Departement Informatik und arbeitete als Studienberater. Danach habe ich rund zwölf Jahre lang eine eigene Softwarefirma geführt. Schon nach dem Studium bin ich in die Politik eingestiegen und habe mich insbesondere mit der Stadtentwicklung beschäftigt. Als ich die Chance bekam, in die Exekutive der grössten Stadt der Schweiz zu wechseln, beschloss ich, dieses Steckenpferd zum Beruf zu machen.

Haben Sie die Informatik gänzlich an den Nagel gehängt?
Nein, denn meine Erfahrung hilft mir, die Digitalisierung in der Verwaltung voranzutreiben. Die Stadtentwicklung hat viele Parallelen zur Informatik: Es geht um sehr komplexe Abhängigkeiten und man muss auf tiefer Ebene Lösungen finden, ohne den Blick fürs Ganze zu verlieren. Die Informatik hat mich auch das «Modularisieren» gelehrt: das Aufteilen von allgemeinen Problemstellungen in lösbare Aufgaben. Ausserdem programmiere ich noch heute als Hobby.

Was haben Sie aus dem Studium mitgenommen, was Ihnen heute noch dienlich ist?
Eine Aussage von Professor Carl August Zehnder hat mich geprägt: «Sie müssen Ihre Lösung nicht mit einer schlechten IT-Lösung vergleichen, sondern mit einer guten Papierlösung.» Anders gesagt: Digital ist nur dann besser, wenn es auch wirklich effizienter ist. Sehr wertvoll ist für mich auch die Fähigkeit, mir die nötigen Informationen selbst zu beschaffen und kritisch zu beurteilen. Als Präsident des VIS und als Studienberater konnte ich zudem viele Kontakte knüpfen. Zum Beispiel habe ich meinen Trauzeugen im Studium kennengelernt.

Welches war Ihre Lieblingsvorlesung?
Ich mochte vor allem die breite Palette an Vorlesungen. Eine meiner Lieblingsvorlesungen war «Multimedia Information Retrieval», in der es darum ging, wie Mediendaten indexiert und gesucht werden können – und das im Gründungsjahr von Google!

Was wünschen Sie dem D-INFK zum 40. Geburtstag?
Ich wünsche dem Departement, dass es sich auch in den nächsten 40 Jahren rasch den wandelnden Themen in der Informatik anpassen kann und weiterhin eines der weltweit führenden Departemente auf diesem Gebiet bleibt.

40 Jahre D-INFK

1981 wurde der Studiengang Informatik an der ETH Zürich eingeführt. Gleichzeitig wurde die Abteilung IIIC gegründet, der Grundstein für das heutige Departement Informatik. Im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums stellen wir Alumnae und Alumni vor, die in den letzten vier Jahrzehnten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten von der ETH Zürich in die Welt getragen haben.

Jubiläumswebsite

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert